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Der Ort der Zeit
| Der Film besteht aus einer Folge von Einstellungen mit einer linearen raumzeitlichen Kontinuität. Jede Einstellung ist starr, es gibt keinen Schwenk, keine Fahrt. Die Einstellungen überlappen sich, so daß jedes Bild (außer dem ersten) Elemente des vorherigen in sich hat. Der Kamerastandpunkt verschiebt sich immer ein Stück nach rechts, durchgehend durch den ganzen Film. Auf diese Weise entsteht eine topographische Erfassung der Örtlichkeit, scheinbar ohne Rücksicht darauf, was sich dort abspielt. Denn da das "Vorwärtsschreiten" der Bilder einem eigenen Rhythmus unterworfen ist, kommen Geschehnisse, Aktionen, Handlungen ins Bild und verschwinden wieder daraus ohne Rücksicht auf die ihnen eigene Logik. Gerade die Genauigkeit der Bildfolgen macht das Geschehen fragmentarisch. Aus der Bildverschiebung wird eine Bedeutungsverschiebung: Nicht nur strukturiert die Handlung nicht die Bilder (wie sonst im Kino), die Struktur schafft auch keine Handlung, hebt sie vielmehr auf und relativiert sie. Das ist auch das Thema des Films: das Geheimnis der Dinge in dem großen raum-zeitlichen Bogen - das Nicht-Erkennen-, das Nicht-Erfassen-Können, das Nicht-Wissen. Dieser Bogen stellt sich im Film als Miniatur dar: 24 Stunden (Morgen, Tag, Abend, Nacht, Morgen) verdichten sich zu 40 Minuten. (H. S.)
Printgrafik: der ort der zeit.jpg
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